Ein abgeschiedener Höhlen - Weiler an der Ostküste von Teneriffa.
An der rauen, windgepeitschten Küste der Gemeinde Güímar, gut verborgen unterhalb einer steilen Felswand, liegt der kaum bekannte Ort Santa Lucía, ein winziger Weiler mit nur etwa 45 Einwohnern. Auf den ersten Blick wirkt er fast verlassen, doch wer genauer hinsieht, entdeckt eine der ungewöhnlichsten Siedlungsformen von Teneriffa. Eine kleine Ansammlung von Häusern, die sich in einen natürlichen Felsüberhang schmiegt, beinahe vollständig in den Fels hineingebaut.
Ungewöhnliche Architektur unter Fels
Die spektakulärste Besonderheit von Santa Lucía ist die Lage der Häuser unter einer massiven Felswand, die wie ein natürliches Dach über der Siedlung thront. Der Felsüberhang schützt die Gebäude vor Sonne, Wind und Regen, eine traditionelle Bauweise, die auf den Kanaren äußerst selten ist. Einige der Behausungen wirken wie in eine Höhle hineingeschoben, andere sind mit einfachen Materialien direkt an den Fels gebaut. Diese urtümlich anmutende Siedlungsform verleiht dem Ort eine besondere Atmosphäre, eine Mischung aus Einfachheit, Naturverbundenheit und stiller Abgeschiedenheit. Wer das erste Mal vor dem Fels steht, spürt sofort, dass hier die Zeit langsamer vergeht.
Keine Sehenswürdigkeiten und genau das ist das Besondere
Santa Lucía ist nicht für den Tourismus erschlossen. Es gibt keine Restaurants, keine Souvenirläden, keine Hotels, ja nicht einmal befestigte Straßen führen direkt durch den Ort. Wer hierherkommt, tut das bewusst und meist zu Fuß oder mit Geländewagen. Abgesehen von einer kleinen Kapelle, die in typisch schlichter kanarischer Bauweise errichtet wurde, gibt es keine klassischen Sehenswürdigkeiten. Ein paar Meter von der Küste entfernt findet sich zudem ein ehemaliges Meerwasserschwimmbad, das jedoch seit Jahren dem Verfall überlassen ist. Rostige Gitter, aufgebrochene Beckenränder und eingestürzte Mauern erzählen vom Versuch, hier einst eine öffentliche Badeanlage zu schaffen, ein Projekt, das wohl nie richtig fertiggestellt wurde.
Ein Ort für Entdecker und Fotografen
Santa Lucía richtet sich nicht an den klassischen Urlauber, sondern an all jene, die sich für das authentische, raue Teneriffa interessieren. Die Küstenlandschaft ist schroff und vulkanisch, das Meer oft wild, die Wege steinig und genau darin liegt der Reiz. Fotografen finden hier eine Kulisse wie aus einer anderen Welt, die wuchtige Felswand, einfache Bauten unter dem Stein, der Atlantik im Hintergrund, ein Motiv von großer Eindringlichkeit. Besonders auffällig und schon aus großer Entfernung sichtbar, sind die riesigen Antennenanlagen, die sich oberhalb des Ortes auf einem Hügel befinden. Sie wirken wie futuristische Fremdkörper in der Landschaft und kontrastieren stark mit der archaischen Anmutung des Weilers unter dem Fels.
Fazit
Santa Lucía ist ein Ort für Menschen, die das Besondere im Unspektakulären suchen, ein Rückzugsort zwischen Vulkanstein und Atlantik, weitab vom Trubel der Insel. Wer sich die Mühe macht, ihn zu finden, wird mit einem der ungewöhnlichsten Orte Teneriffas belohnt, rau, echt und fast vergessen.