Ein beeindruckendes Kunstwerk im Norden von Teneriffa.
Wer im Norden der Insel Teneriffa unterwegs ist, stößt unweigerlich auf eines der schönsten und außergewöhnlichsten modernen Kunstwerke der Insel. Die Skulptur Ícaro Salvado des baskischen Künstlers Julio Nieto, der seit vielen Jahren in La Oroatva lebt. Die eindrucksvolle Figur erhebt sich in der Gemeinde La Matanza de Acentejo, direkt an einer Verbindungstraße unweit der Nordautobahn TF-5, und scheint mit weit ausgebreiteten, filigranen Flügeln dem Himmel entgegen zu schweben. Ihre glänzende Metalloberfläche fängt das Sonnenlicht ein, sodass sie schon von weitem sichtbar ist und den Blick der Vorbeifahrenden magisch auf sich zieht.
Der Künstler Julio Nieto
Der Schöpfer der Skulptur, Julio Nieto, wurde 1964 in Bilbao geboren und lebt seit vielen Jahren auf den Kanarischen Inseln. Seine Arbeiten finden sich an zahlreichen öffentlichen Plätzen, besonders auf Teneriffa und Gran Canaria. Julio Nieto ist bekannt für seine Fähigkeit, Schwere und Leichtigkeit in einem Werk zu vereinen. Er arbeitet überwiegend mit Edelstahl und Bronze, wobei er menschliche Figuren in dynamischen Posen formt. Seine Skulpturen wirken trotz ihres massiven Materials beinahe schwerelos, was er durch filigrane Linienführungen, offene Strukturen und eine sorgfältige Oberflächenbearbeitung erreicht. Mit Ícaro Salvado hat Julio Nieto ein besonders symbolträchtiges Motiv gewählt. Der Titel bedeutet wörtlich „Geretteter Ikarus“, eine Umkehrung des klassischen Mythos, in dem Ikarus durch seine Hybris dem Sonnenflug zum Opfer fällt. Nietos Interpretation zeigt den Moment der Befreiung und des Triumphs, nicht des Sturzes.
Standort und Umgebung
Die Skulptur befindet sich in der Gemeinde La Matanza de Acentejo im Nordosten der Insel. Sie steht auf einem kleinen Areal zwischen der Schnellstraße und einer Nebenstraße, wodurch sie gut sichtbar und leicht mit dem Auto erreichbar ist. Die Zufahrt erfolgt über die Autobahn TF-5, Ausfahrt La Matanza oder El Sauzal. Von dort aus führt eine kurze Stichstraße zu einem kleinen Parkplatz neben der Skulptur. Der Standort bietet nicht nur einen außergewöhnlichen Blick auf die Kunst selbst, sondern auch auf die Landschaft des Nordens. An klaren Tagen eröffnet sich der Blick auf das Teide-Massiv, die Küste und die grünen Hänge der Region. Wer ein wenig Zeit mitbringt, kann in der Umgebung Spaziergänge unternehmen oder die kleinen Orte erkunden, die sich ihren kanarischen Charakter weitgehend bewahrt haben.
Künstlerische Gestaltung und Wirkung
Ícaro Salvado ist aus zahlreichen Einzelteilen aus poliertem Edelstahl gefertigt. Diese sind so angeordnet, dass sie den menschlichen Körper in anatomischer Präzision nachbilden, ohne ihn vollständig zu schließen. Zwischen den Metallstreifen und Stäben entstehen Freiräume, durch die das Licht fällt, sodass der Körper fast durchscheinend und schwebend wirkt. Besonders die Flügel sind ein Blickfang. Sie bestehen aus feinen Metallstreben, die wie Adern oder Federn wirken und dem Werk eine fast poetische Leichtigkeit verleihen. Im Zusammenspiel mit der kanarischen Sonne entstehen je nach Tageszeit wechselnde Lichtreflexe, die die Figur lebendig erscheinen lassen. Diese Verbindung von handwerklicher Präzision und ästhetischer Leichtigkeit macht die Skulptur zu einem perfekten Fotomotiv.
Geschichte, Besuchserlebnis und Fototipps
Die Skulptur wurde im öffentlichen Raum installiert und ist zu einem Wahrzeichen des Ortes geworden. Im Jahr 2012 erregte sie zusätzlich Aufsehen, als zeitweise Teile der Figur, insbesondere Armsegmente, gestohlen oder beschädigt wurden. Die Gemeinde reagierte schnell, ließ das Kunstwerk restaurieren und wieder vollständig herstellen. Dieser Vorfall zeigte, wie sehr die Skulptur von der lokalen Bevölkerung geschätzt wird und welch bedeutende Rolle sie für das kulturelle Selbstverständnis der Region spielt. Ein Besuch bei Ícaro Salvado lohnt sich zu jeder Tageszeit, besonders jedoch am späten Nachmittag, wenn die tiefstehende Sonne das Metall zum Glänzen bringt und lange Schatten wirft. Die Skulptur ist frei zugänglich, da sie sich im öffentlichen Raum befindet. Es gibt keine Eintrittsgebühren und keine festen Öffnungszeiten. Für Fotografen bietet sich ein breites Spektrum an Perspektiven, vom Nahaufnahmefokus auf die filigranen Details bis zur Panoramaaufnahme mit Teide im Hintergrund. Wer ein Stativ oder längere Belichtungen plant, sollte aufgrund der Straßenlage jedoch vorsichtig sein und auf den Verkehr achten.
Ein Ort zwischen Mythos und Moderne
Ícaro Salvado vereint auf faszinierende Weise mythologische Symbolik, moderne Formensprache und landschaftliche Einbettung. Während die Geschichte des Ikarus traditionell als Warnung vor menschlicher Überheblichkeit gelesen wird, interpretiert Julio Nieto sie als Moment des Triumphs über die Schwerkraft, als ein Bild der Befreiung und des Mutes. Im Kontext der Landschaft wirkt die Figur wie ein Brückenschlag zwischen Vergangenheit und Gegenwart, eine Erinnerung an alte Geschichten, neu erzählt in Edelstahl und Sonnenlicht. Für Reisende ist dieser Ort ein idealer kurzer Zwischenstopp, um Kunst, Mythos und Natur auf harmonische Weise zu erleben.
Fazit
Ein Besuch bei Ícaro Salvado in La Matanza de Acentejo ist weit mehr als ein Fotostopp an der Straße. Es ist eine Gelegenheit, moderne Kunst im öffentlichen Raum in ihrer vollen Wirkung zu erleben, eingebettet in die spektakuläre Landschaft Teneriffas. Die Skulptur steht sinnbildlich für die Verbindung von Kreativität, handwerklicher Meisterschaft und kultureller Tiefe, die auf den Kanarischen Inseln vielerorts zu finden ist. Wer den Norden der Insel bereist, sollte sich diesen besonderen Ort nicht entgehen lassen.