Geschichte - Alte Zuckermühle in Los Silos
Die Antiguo Ingenio Azucarero in Los Silos entstand um 1889/1890 und war Teil eines letzten Versuchs, die Zuckerrohrproduktion an der Nordwestküste von Teneriffa wirtschaftlich wiederzubeleben. Errichtet wurde die Anlage von der Ycod & Daute Estate Company Limited, einer Gesellschaft mit britischem Kapital, die moderne Dampfmaschinen und ein leistungsfähiges Verarbeitungsgebäude installierte. Obwohl die Zuckerindustrie auf den Kanaren im 19. Jahrhundert bereits stark unter Konkurrenzdruck aus der Karibik und Madeira stand, setzte man hier auf die günstige Küstenlage und direkte Exportmöglichkeiten. Der Betrieb lief jedoch nur wenige Jahre in seiner ursprünglichen Funktion. Bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurden große Teile der Zuckerrohrflächen auf Bananenplantagen umgestellt, was den wirtschaftlichen Niedergang der Zuckermühle besiegelte.
Architektur
Der Komplex besteht aus zwei großen Hallen mit Satteldach, die in einem rechten Winkel zueinander stehen, typisch für Industrieanlagen dieser Zeit. Das markanteste Merkmal ist der hohe Schornstein, der von der ursprünglichen Dampfanlage zeugt. Seine massive Bauweise aus Stein und Ziegel macht ihn noch heute zu einer weithin sichtbaren Landmarke an der Küste. Reste von Anlieferungsbereichen und Spuren eines kleinen Kais belegen, dass Rohstoffe und Produkte direkt vom und zum Meer transportiert wurden. Die exponierte Lage direkt an den Felsen verleiht dem Bauwerk eine besondere, fast dramatische Wirkung.
Architekt und heutige Nutzung
Heute ist die Zuckermühle kein öffentlich zugängliches Museum, sondern wird teils landwirtschaftlich genutzt, teils steht es leer. Besucher können das Gelände in der Regel nur von außen betrachten, etwa vom Küstenwanderweg oder von der Straße TF-42 aus. Die Kombination aus historischer Architektur, Meerblick und der rauen Nordwestküste macht den Ort jedoch zu einem beliebten Fotomotiv. Nachdem die Zuckerproduktion im Antiguo Ingenio Azucarero Anfang des 20. Jahrhunderts eingestellt wurde, nutzte man Teile der Anlage für den Bananenexport. Die großen Hallen boten sich an, um dort die geernteten Früchte zu lagern, zu sortieren und zu verpacken, bevor sie verschifft wurden. Die Küstennähe und der kleine Kai, der ursprünglich für den Zuckertransport diente, erleichterten auch hier den Abtransport. Diese Umnutzung war typisch für viele ehemalige Zuckeranlagen auf Teneriffa, da die Bananenproduktion in jener Zeit stark zunahm und zur neuen Hauptstütze der Landwirtschaft in der Region wurde.
Besuch, Umgebung & Tipps
Die Zuckermühle liegt am Küstenabschnitt Sibora nahe der Playa de Agua Dulce und ist sowohl mit dem Auto als auch zu Fuß über den Küstenweg erreichbar. Parkmöglichkeiten finden sich in der Nähe der Strände oder im Ortsbereich von Los Silos. Wer den Besuch mit einem Spaziergang verbinden möchte, kann den Küstenwanderweg zwischen Sibora und La Caleta nutzen, mit schönen Ausblicken auf Meer, Felsküste und Bananenplantagen. Festes Schuhwerk ist empfehlenswert, da der Weg stellenweise uneben und windig sein kann. Besonders stimmungsvoll wirkt das Bauwerk bei Sonnenuntergang, wenn das Licht den gelblichen Putz und den Schornstein warm leuchten lässt. In unmittelbarer Nähe liegen weitere kleine historische Relikte wie die Caseta del Telégrafo, ein ehemaliges Telegrafenhäuschen, sowie naturbelassene Strandbuchten. Ein Abstecher in die Altstadt von Los Silos mit ihrer Plaza de la Luz, der Kirche Nuestra Señora de la Luz und kleinen Cafés bietet sich an, um den Ausflug abzurunden.